Meiner persönlichen Meinung nach gibt es aktuell keine bessere Möglichkeit, einfach Vermögen aufzubauen, als mit ETFs. Lediglich bei der Auswahl und bei der Zusammensetzung des Portfolios (wenn Du mehrere ETFs gleichzeitig kaufen möchtest) bedarf es ein paar Grundsatzüberlegungen.
ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Funds und kann mit börsengehandeltem Indexfonds übersetzt werden.
Ein Fonds ist eine Kapitalgesellschaft, die von vielen verschiedenen Anlegern wie Dir und mir Geld einsammelt, dieses als sogenanntes Sondervermögen verwaltet und für uns investiert.
Du kannst Dich als Anleger in beliebiger Höhe mittels Deiner Investitionen am Fonds beteiligen (Anteile erwerben).
Mit dem Geld des Sondervermögens handelt der Fondsmanager dann Wertpapiere (Aktien, Anleihen usw.) und versucht, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Investiert der Fonds beispielsweise größtenteils oder ausschließlich in Aktien, sprechen wir von einem Aktienfonds.
Die erzielten Gewinne (Rendite) werden abschließend, nach Abzug der Kosten für den Fonds, wiederum an uns, die Anteilseigner des Fonds, direkt oder indirekt weitergegeben.
Ein Index ist eine Zusammenstellung von Wertpapieren, die einen Markt oder eine Strategie repräsentiert.
Bekannte Beispiele für einen Index sind in Deutschland der DAX (Repräsentiert die Wertentwicklung der 40 größten Deutschen Unternehmen) oder in den USA der S&P 500 (Das amerikanische Pendant, lediglich mit 500 Unternehmen).
Ein Indexfonds ist nun eine Kombination aus Investmentfonds und Index
Konkret handelt es sich dabei um einen Investmentfonds, der als Anlagestrategie in die Werte eines speziellen Index investiert und somit dessen Wertentwicklung nachbildet.
Möchtest Du also beispielsweise in die 500 größten Unternehmen der USA investieren, musst Du nicht von jedem Unternehmen einzelne Aktien kaufen, sondern kannst einfach einen ETF erwerben, welcher den S&P 500 als Index nachbildet. So kannst Du mit einem einzigen Wertpapier in verschiedene Unternehmen investieren.
Einige Fonds werden direkt über die Fondsgesellschaft gehandelt. Wenn Du also beispielsweise einen Fonds von Union Investment kaufen möchtest, so benötigst Du ein Depot bei Union Investment und kaufst die entsprechenden Papiere direkt dort.
ETFs hingegen werden an der Börse gehandelt. Du brauchst also lediglich ein Depot bei einem Broker oder einer Bank und kannst dann direkt jederzeit den gewünschten ETF handeln (kaufen und verkaufen).
ETFs haben daher den Vorteil, sehr liquide zu sein: Du kannst Deine Anteile jederzeit an der Börse wieder abstoßen und in Cash umwandeln.
Mittlerweile ist es so, dass es nicht mehr lediglich ein oder zwei ETFs gibt, sondern zu viele, um den Überblick behalten zu können. 2021 hat Statista ausgewertet, dass es weltweit 8.553 ETF zu kaufen gab.
Bei der Suche nach dem richtigen ETF für Deine Anlagestrategie musst Du also systematisch vorgehen. Du kannst bei ETFs ein paar Grundlegende Aspekte unterscheiden:
Du kannst ETFs beispielsweise danach unterscheiden, wie sie die Wertentwicklung des Index nachstellen.
Stell Dir vor, Du bist der Manager eines ETF, der den S&P 500 abbilden möchte. Dann hast Du aktuell drei verschiedene Möglichkeiten, dies zu tun.
Die vermeintlich einfachste Methode besteht darin, alle Wertpapiere (in diesem Fall Aktien der 500 größten US-Unternehmen) in der Höhe zu kaufen, wie sie im Index aufgeführt werden.
Diese Vorgehensweise nennt sich physische Replikation oder auch voll replizierend, da der Index 1:1 nachgestellt wird.
Wenn der Index sehr viele Wertpapiere enthält und/oder diese nur selten gehandelt werden, kann die physische Replikation sehr teuer werden (Transaktionskosten). Ferner sind auch manche Wertpapiere nur mit einem derart niedrigen Prozentsatz im Index vorhanden, dass sie für dessen Entwicklung eigentlich unerheblich sind.
Im MSCI World beispielsweise werden 1.600 Unternehmen aus 23 Ländern geführt. Da gibt es also durchaus Unternehmen, die weniger als 0,01% des Index ausmachen. Selbst wenn solch ein Unternehmen seinen Börsenwert verdoppeln könnte, würde das den Kurs des Index vermutlich nicht spürbar beeinflussen.
Aus diesem Grund gibt es ETFs, die beispielsweise nur Aktien der Unternehmen kaufen, welche mindestens 0,09% des Index ausmachen. Alle anderen Unternehmen werden ignoriert.
Eine solche Beschränkung bei der Auswahl der Unternehmen nennt sich Sampling Methode. Sie hat den Vorteil, dass die Transaktionskosten deutlich niedriger liegen als bei der physischen Replikation.
Die dritte und letzte Möglichkeit ist etwas komplexer. In diesem Fall geht der ETF Anbieter eine Finanzwette ein und tauscht Renditen per SWAP.
Das funktioniert wie folgt:
Ein ETF möchte die Wertentwicklung des DAX abbilden, kauft jedoch die Top 10 US Unternehmen. Dies tut der Anbieter in der Hoffnung, dass die US Unternehmen eine höhere Rendite erzielen als die DAX Unternehmen.
Um den Wert des DAX abbilden zu können, kauft der Anbieter daher zur Sicherheit per SWAP (Tauschgeschäft) die Rendite des DAX von einem anderen Finanzinstitut und verkauft dafür die Rendite seines US Portfolios.
Unter dem Strich bekommen wir als ETF Käufer immer die Rendite aus dem Index. Lediglich unklar ist, welche Wertpapiere jetzt jedoch der Anbieter gerade hält (Sicherheitenportfolio).
Eine zweite Möglichkeit, ETFs zu unterscheiden, besteht in der Betrachtung der Verwendung des Gewinns.
Bleiben wir bei dem obigen Beispiel: Du möchtest einen ETF auf den S&P 500 kaufen. Egal, wie der Index repliziert wird: Der Fondsmanager wird Aktien verschiedener Unternehmen kaufen.
Diese Aktien werfen meistens Dividenden ab. Diese Dividenden gehören nun anteilig Dir, je nachdem, wie viele Anteile Du vom Fonds hältst.
Der Fondsmanager hat nun grundsätzlich zwei Möglichkeiten, diese Dividenden zu verwenden:
Im ersten Fall bekommst Du regelmäßig Geld auf Dein Konto. Das ist schön, die Frage ist jedoch, was Du damit machst?
Im zweiten Fall bekommst Du kein Geld aufs Konto, der Wert Deiner Anteile steigt jedoch proportional in Höhe der zusätzlich gekauften Wertpapiere.
Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile.
Ich persönlich nutze in der Phase des Vermögensaufbau lediglich thesaurierende Fonds. In der Phase der Kapitalnutzung hingegen präferiere ich die ausschüttende Variante.
In der Finanzwissenschaft herrscht Einigkeit darüber, dass es sowohl für die Rendite als auch vor allem die Sicherheit des Depots am besten ist, sein Geld/seine Investitionen auf mehrere Bereiche zu verteilen (Diversifikation).
Hast Du beispielsweise einen ETF auf den DAX in Deinem Depot, würde Dich eine Insolvenz von beispielsweise Adidas sicherlich ein paar Prozentpunkte Performance kosten. Dein gesamtes Depot wäre aber immer noch im grünen Bereich.
Hättest Du hingegen ausschließlich Adidas Aktien im Bestand, wäre die Insolvenz von Adidas gleichbedeutend mit Deinem eigenen Aus an der Börse.
Daher ist die Verteilung der Gelder auf mehrere Bereiche (Diversifikation) ein Schlüssel für Sicherheit
Nun stellt sich natürlich die Frage: Auf welche Standbeine soll ich denn verteilen?
Die Kombination aus mehreren Wertpapieren nennt man in der Fachsprache Portfolio. Und die Frage der Zusammensetzung ist leider nicht so unumstritten, wie die Frage der Diversifikation.
Meiner Meinung nach gibt es nicht das eine perfekte Portfolio. Es hängt ganz von den Vorlieben und Zielen des Investors ab.
Ich möchte Dir hier jedoch ein paar Vorschläge für Portfoliozusammensetzungen anbieten, die ich persönlich als sinnvoll erachte. Sie stellen keine Anlageempfehlung dar, sondern sollen Dir Anregungen geben, wie Du ein Portfolio aufbauen kannst.
Die erste Idee ist sicherlich eine der einfachsten und besteht lediglich aus zwei ETFs auf den MSCI World und den MSCI World Emerging Markets.
Der MSCI World ist ein Index, welcher die Wertentwicklung von rund 1.600 Unternehmen aus 23 entwickelten Industrieländern darstellt.
Der MSCI World Emerging Markets stellt die Wertentwicklung von rund 1.400 Unternehmen aus 27 (aufstrebenden) Schwellenländern dar.
Die Idee hinter dem Portfolio ist also, mit dem MSCI World einen Index zu haben, der solide, aber keine spektakulären Gewinne bringt. Um die Rendite etwas zu erhöhen (bei gleichzeitiger Erhöhung des Risikos) wird dementsprechend der MSCI World Emerging Markets beigemischt.
Ich habe hier eine prozentuale Aufteilung von 60% zu 40% gewählt. Wenn Du es gerne etwas spekulativer hättest, kann der Anteil des MSCI Emerging Markets steigen. Möchtest Du es etwas konservativer haben, sollte der Anteil des MSCI World ansteigen.
Wie Du bereits weiter oben gelernt hast, gibt es thesaurierende und ausschüttende Fonds.
Wenn Du ein Portfolio aufbauen möchtest, aus dem Du regelmässige Auszahlungen erhältst, ist das Dividenden Portfolio ein Ansatz.
Der erste Index ist der FTSE All World High Dividend Yield und besteht aus 1.641 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern weltweit, ohne REITs. Eigentlich ist ein ETF auf diesen Index allein schon ausreichend, um ein Dividenden Portfolio aufzubauen.
Der zweite Index ist der S&P Global Dividend Aristocrats, welcher die 96 stärksten Aktienunternehmen aus den Industrieländern weltweit abbildet. Enthalten sind Unternehmen, die seit +10 Jahren ihre Dividenden jährlich gesteigert haben.
Der dritte Index ist der MSCI World High Dividend Yield. Er umfasst aktuell 302 Unternehmen aus Industrieländern weltweit, ebenfalls ohne REITs. Aufnahmekriterium in den Index ist eine Dividendenrendite, die min. 30% über dem Durchschnitt des Basisindex liegt.
Ich habe hier mal eine Mischung aus 3 unterschiedlichen Indizes erarbeitet, um mittels unterschiedlicher Auszahlungstermine regelmässig Gelder zu bekommen. Inhaltlich würde wie gesagt der FTSE All World High Dividend Yield schon ausreichen.
Du hast bereits das Standard Portfolio kennen gelernt: Die Mischung aus dem MSCI World und dem MSCI World Emerging Markets.
Es gibt eine noch einfachere Möglichkeit, die Wertentwicklung beider Indizes ins Portfolio zu nehmen, sogar mit nur einem einzigen ETF auf den MSCI ACWI.
Der MSCI ACWI verknüpft die Strategie der beiden Indizes in einem einzigen Index und stellt damit die Entwicklung sowohl der Unternehmen aus den entwickelten Ländern als auch die Entwicklung der Unternehmen aus den Schwellenländern dar.
Was in letzter Zeit immer mehr an Bedeutung und Beliebtheit gewinnt, sind Investitionen in umweltfreundliche und nachhaltige Unternehmen.
Derartige Unternehmen werden bewertet nach dem ESG Standard (Environmental, Social & Governance) bewertet.
Analog zur Zusammensetzung des Standard Portfolios habe ich hier auch wieder einen Ansatz gewählt, der lediglich zwischen Industrie- und Schwellenländern unterscheidet.
Der erste Index ist der MSCI Emerging Markets ESG Leaders Index. Er zeigt die Wertentwicklung von großen und mittleren Unternehmen aus 24 Schwellenländern auf, deren ESG Wert überdurchschnittlich zum Durchschnitt ihrer Branche liegt.
Der zweite Index ist der MSCI World ESG Leaders Index und ist das Pendant zum vorherigen Index, lediglich aus den 23 entwickelten Industrieländern.
Die Aufteilung 60:40 kann natürlich auch wieder je nach Risikofreudigkeit angepasst werden.
Welchen ETF MSCI World sollte ich kaufen?
Dividenden ETFS: Das passive Einkommen für Jedermann
TER bei ETFs: Wie hoch sind denn die Kosten nun wirklich?