Beim Trading triffst Du ständig Entscheidungen: Kaufen, halten, verkaufen etc. Diese Entscheidungen triffst Du am besten auf der Grundlage von Kennzahlen. Im Optionshandel gibt es viele hilfreiche Kennzahlen, die Du nutzen kannst; unter anderem die sogenannten (Options-)Griechen und eine dieser Griechen ist das Delta.
Wie kannst Du das Delta im Trading verwenden?
Das Delta zeigt Dir an, wie sich der Preis einer Option verändert, wenn sich der Kurs des Basiswertes (Underlying) um eine Geldeinheit ändert.
Das Delta wird ebenfalls sehr oft dazu verwendet, um herauszufinden, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Option am Ende der Laufzeit "in the money" sein wird.
Das Delta wird Dir immer als Prozentwert angegeben: Ein Delta von 0,5 bedeutet also, dass sich der Preis der Option um 0,50 USD (50 % von 1 USD) verändert, wenn sich der Kurs des Basiswertes um 1 USD ändert.
Da der Preis einer Option von mehreren Faktoren abhängt, ist das Delta immer ein theoretischer Wert. In der Praxis wird sich der Preis der Option also vermutlich nicht genau bei einer Kursveränderung des Underlyings um den Wert des Delta verändern, da vielleicht die Volatilität oder der Zeitwertverlust dagegen (oder auch unterstützend) wirken.
Allgemein gilt:
Das Delta wird in der Praxis nach der Black-Scholes-Formel berechnet. Dies ist ein mathematisch sehr aufwendiges Verfahren, mit dem Du Dich zum Glück nicht auseinandersetzen musst. Du bekommst den jeweiligen Wert des Delta von Deinem Broker in Deiner Tradingsoftware angezeigt.
Die Änderungen der anderen Einflussfaktoren (Zeitverfall, Volatilität etc.) bleiben bei der Berechnung dabei unberücksichtigt.
Die Formel für das Delta kannst Du ableiten, indem Du die Wertänderung der Option durch die Wertänderung der zugrunde liegenden Aktie dividierst. Mathematisch funktioniert das vereinfacht nach der folgenden Formel:
Delta = (NO - AO) / (NK - AK)
Angenommen, der Kurs einer Aktie notiert bei 120 USD und ein Call zum Strike Preis von 110 USD wird zu 35 USD gehandelt. Der Kurs der Aktie steigt jetzt auf 123 USD und der Optionspreis verändert sich auf 37,10 USD. Wie hoch ist nun das Delta?
Delta = (37,10 - 35) / 123 - 120) = 0,7
Bedeutung: Der Preis der Option ändert sich um 0,70 USD, wenn sich der Kurs des Basiswertes um 1 USD ändert.
Da das Delta immer als prozentualer Wert angegeben wird, bewegt sich der Wert jeweils zwischen 0 und 1. Allerdings haben Call und Put Optionen unterschiedliche Werte:
Der Grund ist relativ einfach: Steigt der Kurs des Basiswertes, nimmt der Optionspreis eines Call zu, wohingegen der Optionspreis eines Put abnimmt.
Die folgende Übersicht zeigt an verschiedenen Beispielen, wie sich die Optionsprämie verändert, wenn sich der Kurs des Basiswertes um eine Geldeinheit ändert:
Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Delta einer Option und der Lage zum Geld (Moneyness).
Bei Call Optionen (Long) gilt beispielsweise:
Moneyness |
Wert des Delta |
In the Money |
0,6 bis 1 |
At the Money |
0,5 |
Out of the Money |
0,1 bis 0,4 |
Grundsätzlich gilt: Je weiter die Option "im Geld" / "in the money" liegt, desto näher tendiert der Wert des Delta zum Wert 1.
Bei Put Optionen (Long) hingegen verhält es sich genauso, lediglich mit anderem Vorzeichen:
Moneyness | Wert des Delta |
In the Money |
-0,6 bis -1 |
At the Money |
-0,5 |
Out of the Money |
-0,1 bis -0,4 |
Nimmst Du im Handel die Short Position ein, verändert sich das Delta wie folgt:
Das Vorzeichen hat sich also geändert, weil ein Short Call an Wert verliert, wenn der Kurs des Underlyings steigt, wohingegen der Short Put an Wert gewinnt.
Aus der obigen Grafik kannst Du den folgenden Zusammenhang ableiten:
Analog zur Richtung der Kursbewegung im Basiswert hat auch die Restlaufzeit der Option Einfluss auf das Delta.
Die folgende Grafik stellt das Delta zweier Optionen mit identischem Strike Preis, jedoch unterschiedlichen Restlaufzeiten gegenüber:
Der Abbildung kannst Du entnehmen, dass
Optionen mit kurzer Laufzeit deutlich stärker im Delta auf Kursbewegungen im Underlying reagieren als Optionen mit langer Laufzeit
Diese Delta-Sensibilität bei Optionen mit kurzer Laufzeit lässt sich damit erklären, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Option erneut ihren Wert ändert, bei einer kurzen Laufzeit deutlich geringer ist als bei einer längeren Laufzeit.
Trader verwenden das Delta in verschiendenerlei Hinsicht als Grundlage für ihre Handelsentscheidungen.
Neben der Tatsache, dass Du einfach ablesen kannst, wie sich der Optionspreis in Abhängigkeit von Kursbewegungen im Underlying verändert, gibt es jedoch noch weitere Interpretationsmöglichkeiten des Delta.
Du hast bereits gelernt, dass der Wert des Delta immer näher an den Wert -1 / 1 tendiert, je tiefer die Option "in the money" liegt. Am Ende der Laufzeit kann die Option eigentlich nur ein Delta von -1 / 1 aufweisen, wenn sie "im Geld" liegt oder ein Delta von 0, wenn sie "aus dem Geld" liegt.
Diesen Sachverhalt nutzen Trader, um anhand des Delta zu bemessen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Option am Ende der Laufzeit "in the money" liegt
Ein Delta von 0,23 bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Option mit einer Wahrscheinlichkeit von 23% am Ende der Laufzeit "in the money" liegen wird.
Ein Beispiel dazu: Du hast zwei Call Optionen auf Aktien zur Auswahl, beide mit einer Restlaufzeit von 2 Monaten. Die Aktie notiert aktuell bei 200 USD.
Da der Call 1 mit seinem Strike deutlich näher am aktuellen Kurs des Basiswertes liegt, hat er ein höheres Delta als der Call 2, weil die Wahrscheinlichkeit, am Ende der Laufzeit "im Geld" zu liegen, höher ausfällt als bei Call 2.
Diese Interpretation des Delta ist besonders interessant und hilfreich, um eine Trefferquote (Anzahl erfolgreicher Trades im Verhältnis zu Verlusttrades) ins Verhältnis zum Chancen-Risiko-Verhältnis zu setzen und daraus eine erfolgversprechende Handelsstrategie zu entwickeln!
Viele Optionshändler versuchen erst gar nicht, den Kursverlauf der Basiswerte zu prognostizieren, weil Sie es für zu gefährlich halten, falsch zu liegen und Verluste zu generieren. Diese Trader achten darauf, ihr Portfolio-Delta neutral zu halten.
Beispiel: Du verkaufst einen Call und hast ein Delta von -0,4. Sollte der Kurs des Basiswertes nun fallen, machst Du mit Deiner Optionsposition Gewinne. Sollte der Kurs des Basiswertes jedoch steigen, bekommst Du schnell Probleme.
Um diese Situation zu entspannen, baust Du eine zweite Position mit einem Delta von 0,4 auf, um Delta neutral zu sein (-0,4 + 0,4 = 0).
Du verkaufst also beispielsweise einen Put mit einem Delta von 0,4. Dadurch ist Dein Portfolio-Delta neutral und Du bist gegen Kursbewegungen in beide Richtungen abgesichert, da der Verlust der einen Position durch den Gewinn der anderen aufgefangen wird.
Um profitabel zu handeln, setzt Du bei solch einer Strategie nicht auf Kursbewegungen, sondern beispielsweise auf den Zeitwertverlust.
Du kannst das Delta auch nutzen, um Dich gegen Kursverluste abzusichern. Hierzu betrachtest Du nicht nur das Delta einzelner Optionen, sondern Du verrechnest alle Werte zu einem Positions-Delta.
Beispiel: Du hast 2 Call Optionen zum Strike Preis von 100 USD verkauft und das dazugehörige Underlying notiert gerade ebenfalls bei 100 USD. Dann liegt das Delta pro Option bei -0,5.
Das Positions-Delta berechnet sich nach der folgenden Formel:
Positions-Delta = Delta x Anzahl Optionen x 100
In unserem Fall hast Du also ein Positions-Delta von -0,5 x 2 x 100 = -100
Grundidee: Nun kannst Du dieses Risiko "hedgen" (absichern), indem Du eine Position aufbaust, die ein positives Delta von 100 hat.
Besitzt Du eine Aktie, hat diese immer ein Delta von +1, shortest Du Aktien, haben diese ein Delta von -1.
Um die obige Optionsposition nun abzusichern, könntest Du also:
Das Beispiel kannst Du natürlich auch umdrehen: Du hast 100 Aktien eines Basiswertes im Depot und somit ein Delta von +100. Bedeutet, wenn der Kurs des Basiswertes um 1 USD fällt, geht auch der Wert Deines Depots um 100 USD nach unten.
Dieses Risiko kannst Du minimieren, wenn Du beispielsweise einen Short Call ins Depot aufnimmst mit einem Delta von vielleicht -0,3. Insgesamt hat Deine Position dann nur noch ein Delta von 0,7 (1 - 0,3) und Du hast Dein Risiko minimiert: Fällt der Kurs der Aktien, steigt ja der Wert Deines Short Call. Konkret hast Du Dein Risiko um 30% reduziert, von 1 auf 0,7.
Das Delta kann also auch verwendet werden, um die Aktienäquivalenz zu Optionspositionen zu bestimmten, um das Risiko in Deinem Handel zu minimieren.
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Ich bin überzeugt davon, dass sich Geld, Renditen, Kapitalismus und Werte nicht gegenseitig ausschließen.
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